Projekt Beschreibung
Die Ostsee ist ein besonderer und schützenswerter Lebensraum, sowohl unter, wie auch über Wasser. Die Bedürfnisse und Lebenszyklen ihrer Bewohner müssen bei der Planung und Errichtung von Offshore-Strukturen bestmöglich berücksichtigt werden.
So lebt in der Ostsee zum Beispiel der inzwischen selten gewordene Schweinswal. Schweinswale, aber auch Robben und Seehunde, verfügen über ein sensibles, sehr empfindsames Gehör das ihnen zur Orientierung dient. Insbesondere während der Bau- und Installationsphase von Offshore-Windenergieanlagen muss darauf geachtet werden, dass die lärmempfindlichen Meeressäuger durch die Bauarbeiten nicht beeinträchtigt werden. Beispielsweise könnten sie bei der Errichtung von Gründungspfählen aufgrund des entstehenden Schalldrucks beim Rammen gestört werden.
Es gibt daher bestimmte Vorgaben und Schutzmaßnahmen, um diese potentiellen Effekte zu mindern: Um beispielsweise den maximal erlaubten Schalldruck von 160 Dezibel in 750 Metern Entfernung nicht zu überschreiten, werden schon vor und während des Baus Schallschutzmaßnahmen eingesetzt. Vor Beginn von Baumaßnahmen werden die Tiere durch akustische Signale gewarnt, diese empfinden sie als unangenehm und verlassen und meiden daraufhin den entsprechenden Bereich. Die eigentlichen Rammarbeiten werden dann ganz langsam begonnen und durch “Softstarts” angekündigt. Nach diesem behutsamen Start intensivieren sich die Arbeiten dann über Zeit. Die betroffenen Arten erhalten so die Gelegenheit sich aus dem Bereich zu entfernen, bevor die größere Lärmbelastung einsetzt.
Zudem kommen sogenannte Blasenschleier zum Einsatz: Um die Rammstelle herum werden großräumig Schläuche mit kleinen Löchern ausgelegt. In diese Schläuche wird Luft gepresst, die durch die Öffnungen entweicht und einen Schleier aus Luftblasen erzeugt, welcher die entstehende Schallausbreitungen enorm reduziert. Zusätzlich können Hydroschalldämpfer eingesetzt werden, das sind aufgespannte Netze, versehen mit verschieden großen Schaumstoffelementen, die direkt um die Pfähle gelegt werden. Diese Schaumstoffelemente dämpfen einen Teil des Lärms und reduzieren den Schalldruck weiterhin.
Zunehmend werden aber auch alternative Gründungsstrukturen für Offshore-Anlagen getestet, die nicht gerammt werden müssen. Für die Erprobung solcher umweltfreundlichen Fundamente bietet sich das Offshore-Testfeld natürlich besonders an.
Bezüglich der Vogelwelt konnte durch Voruntersuchungen festgestellt werden, dass das Gebiet nordwestlich von Rostock keine besondere Bedeutung für Zug- und Rastvögel aufweist. Es besteht somit wenig Gefahr, dass bedrohte Arten aus ihren Rast- und Nahrungsgebieten vertrieben werden.
Auch wenn die meisten Vögel die Anlagen umfliegen, können jedoch Zugvögel insbesondere bei schlechtem Wetter in Gefahr geraten, wenn sie Schutz auf den Anlagen suchen und dann in die sich bewegenden Rotorblätter gelangen. Zudem sind die Anlagen nachts bisher noch beleuchtet, um den Flugverkehr vor den großen Strukturen zu warnen, was aber die Tiere dazu versanlassen kann, genau diese Anlagen aufzusuchen. Hier ist mittlerweile eine bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung, bei der die Beleuchtung nur noch für anfliegende Flugzeuge eingeschaltet wird, verpflichtend.
Fische sowie am Boden oder auf Substrat lebende Tiere (z.B. Krebse und Muscheln) und Pflanzen sind nach Einschätzung von Studien durch die Offshore-Windenergie kaum negativ betroffen. Auch wenn die Meeresbewohner während der Bauphase gestört werden, kehren viele in der Betriebsphase zurück und besiedeln das Substrat neu. Für Fische, Krebse und andere Aufwuchs Organismen bieten die Anlagen damit potentiell neue Lebensräume. Da zudem in deutschen Windparks nicht gefischt werden darf, fungieren in Betrieb befindliche Offshore-Windparks eher als Rückzugszonen für viele marine Organismen.
Neben vielen bereits heute existierenden Schutzmaßnahmen beim Bau von Offshore-Windparks wurden mit den sogenannten „Natura2000-Gebiete“ besondere maritime Schutzzonen ausgewiesen, in denen Windenergienutzung ausgeschlossen ist. Windparks wie das Testfeld vor Warnemünde werden also in Regionen errichtet, die für die Meeresbewohner nicht von besonderer schutzwürdiger Relevanz sind.
Das Testfeld kann dazu dienen, weitere Technologien und Maßnahmen zu erforschen, um den Bau, Betrieb und Rückbau von Offshore-Windenergie so umweltverträglich wie möglich zu gestalten. Wir werden in unserem Blog zukünftig bestimmte Themenbereiche und aktuelle Entwicklungen aus diesem Bereich vertiefend behandeln.